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RE: Die Suche, Klappentext & Die Suche, Roman[Fantasy]

#11 von Rutaara , 24.10.2009 23:35

Zuerst: Ja, das ist nur ein Kindereim...

---2---

Der Wandernde Hain schlief friedlich unter dem Licht der Sterne. Die zarte Sichel der Jägerin stand über den Wipfeln der schlanken, hochstämmigen Bäume und färbte ihr goldgrünes Laub silbrig. Von der Anhöhe, an deren südlicher Flanke der Wandernde Hain in diesem Frühling ruhte, konnte man in einer klaren Nacht wie dieser sogar die filigranen Säulengänge des Sommerpalastes in seinem Zentrum erblicken.
Rutaara stand an einen mächtigen Findling gelehnt. Ihre hochgewachsene Gestalt verschmolz völlig mit seinem Schatten und nur ihre Augen fingen das schwache Mondlicht ein und reflektierten es grünlich wie die Nachtaugen einer großen Katze.
Zur Zeit der Frühlings-Jägerin sandte der Wandernde Hain seinen zwingendsten Ruf aus und um diese Jahreszeit hatte sie ihm noch nie widerstehen können. Ganz gleich, in welchen abgelegen Teil des Landes sie ihre ruhelose Reise geführt hatte, sie musste sich auf den Weg machen und an den Ort ihrer Geburt zurückkehren.
Das abgeschabte Leder ihrer Stiefel knarrte leise, als sie um ein Geringes ihre Position änderte und wieder zur Reglosigkeit erstarrte.
Die Menschen sagten, die goldene Hauptstadt der Windläufer bewegte sich wie von einer unsichtbaren Ströung getragen über die weiten Ebenen dieser Welt und niemand könne sagen, wo der Wandernde Hain morgen oder in einer Woche sein würde, aber Rutaara wusste, dass dies an in der Sicht der Außenstehenden lag, die Welt so zu sehen, wie sie war. Der Wandernde Hain stand schon seit Beginn der Zeit still an seinem angestammten Platz. Dies war die Mitte ihrer Welt, denn im Zentrum wuchs leuchtend, schön und ewig der Sommerpalast.
Rutaara spuckte aus. Den Sommerpalast zu betreten blieb ihr verwehrt. Die Nachtluft war weich, still und schmeckte süß, aber der bittere geschmack in ihrem Mund würde erst wieder weichen, wenn sie diesem Ort den Rücken kehrte. Doch zuerst musste sie hinuntersteigen und eine kleine Ansiedlung am Rande des Hains aufsuchen, sich dort wie ein Dieb in der Nacht von Schatten zu Schatten schleichen, leise an die hübschverzierte Tür klopfen und leise "Ich bin´s" flüstern, wenn die Stimme ihrer Schwester noch halb im Schlaf nach dem Grund des Geräusches fragte.
Es wurde Zeit, sich auf den Weg zu machen.

Die Elbin stieß einen sanften Laut aus, der wie der Ruf eines Nachtvogels klang. Kurz darauf ertönte der dumpfe Klang von Pferdehufen auf dem weichem Waldboden. Rutaara streichelte die Nase ihres Grauen, richtete das Bündel mit Waffen, das an den Sattel gebunden war und saß auf. Die Kapuze ihres Mantels fiel zurück und das Mondlicht glänzte für einige Augenblicke auf eisfarbenem Elbenhaar, das zu einem langen Zopf gebunden war. Dann zog Rutaara die Kapuze wieder tiefer ins Gesicht und lenkte ihr Pferd den steilen Pfad hinunter.

Nachts konnte sie beinahe genauso gut sehen wie bei Tageslicht, und wenn die Nacht noch dazu so hell war wie diese, bereitete ihr auch der Weg durch den Wald keine Mühe.
Ihren Grauen band sie nahe am Waldrand an. Elbenohren waren scharf, und da innerhalb des Hains nur die Garde beritten war, waren die Geräusche eines Pferdes in der stillen Nacht störend genug, um Neugierde zu wecken oder einen leichten Schlaf zu unterbrechen.
Rutaara schritt leichtfüßig aus. Unter ihrem sicheren Schritt raschelte keinvorjähriges Laub und brachen keine Zweige. Ihre Waffen hatte sie bei dem Pferd gelassen, damit weder Bogen noch Langschwert sich irgendwo verfingen und Lärm verursachten. Obwohl sie sich fühlte, als sei sie im Feindesland unterwegs, gab es doch keine Notwendigkeit, bis an die Zähne bewaffnet durch dieses friedliche Wäldchen zu schleichen. Vor ihr tauchte das Haus auf. In den Fenster brannte kein Licht, nichts rührte sich.
Eine Weile verharrte sie unter einer Birke und blickte mit einer Regung, die sie erstaunt als Neid bezeichnen musste, auf das schlichte Heim ihrer Schwester. Iriides war von Kindesbeinen an eine weitaus prächtigere Umgebung als diese gewöhnt. Rutaara und sie waren nicht gemeinsam aufgewachsen, aber Rutaara hatte ihr das alles nicht im Geringsten geneidet, obwohl ihre eigene Kindheit nicht so reich gesegnet war. Ihre Mutter hatte sie von einem ergebenen Dienerpaar außerhalb des Wandernden Hains aufziehen lassen und wahrscheinlich musste sie noch dankbar dafür sein, dass sie so barmherzig gewesen war. Es galt als unheilbringend, Kinder ihrer Art einfach zu töten, aber niemand sah es als Mord an, wenn ein Säugling irgendwo ausgesetzt und der Gnade der ewigen Mächte anheim gegeben wurde.
Rutaara schüttelte den Kopf, um die Gedanken zu vertreiben. Sie hasste es, an den Makel ihrer Geburt erinnert zu werden, und die Besuche bei ihrer Schwester rissen die alten Wunden jedes Mal erbarmungslos wieder auf. Warum tat sie sich das immer wieder an? Warum tat sie es Iriides an? Warum hielt sie sich nicht einfach von dem Wandernden Hain fern und ging ihren eigenen Geschäften nach?
Im tiefen Schatten unter der frisch belaubten Pergola bewegte sich etwas Helles. Stoff raschelte und ein nackter Fuß schabte über den Boden. Dann war es wieder still. Rutaara entließ den angehaltenen Atem.
"Irii", rief sie, leise wie ein Hauch.
Wieder raschelte es, dann erklangen Schritte."Ruta", hörte sie ihre Schwester antworten. "Ich wusste, dass du kommst. Ich habe schon gestern auf dich gewartet, weil ich spürte, dass du in der Nähe bist."
"Ich bin von Norden gekommen und musste den Hain erst umrunden", erwiderte Rutaara. "Du weißt, dass ich nicht gerne bei Tag durch dieses Gebiet reise."
Iriides nahm den Arm ihrer Schwester und zog sie unter die Pergola. "Hier können wir uns ungestört unterhalten. Sag, wie geht es dir?"
Iriides hatte einen Krug mit verdünntem Wein und eine Schale mit Brot und Früchten auf die Bank gestellt und lud ihre Schwester mit einer Handbewegung ein, sich zu bedienen. Sie selbst zog die Füße auf die Bank und hüllte sie in ihren weichen wollenen Umhang, denn die Nachtluft war kühl. Dann füllte sie einen Becher mit Wein und nippte daran.
"Es geht mir gut, wie immer", erwiderte Rutaara ein wenig steif, denn sie war es nicht gewöhnt, Unterhaltungen mit anderen Elben zu führen. Sie schob die Kapuze in den Nacken und zog an ihrem Zopf, der sich in den Falten ihres Umhangs verfangen hatte. Einige helle Strähnen lösten sich daraus und kringelten sich in ihrem Nacken. Es bereitete ihr Unbehagen, ihr dunkles Gesicht so schutzlos den Blicken Anderer auszuliefern, aber Iriides war ihre Schwester und durch die regelmäßigen Treffen in all den Jahren an ihren Anblick gewöhnt. Trotzdem bemerkte Rutaara, dass ihre Schwester unwillkürlich vor ihr zurück wich.


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zuletzt bearbeitet 24.10.2009 | Top

RE: Die Suche, Klappentext & Die Suche, Roman[Fantasy]

#12 von Enrico , 02.12.2009 21:33

He Rutaara,

Wo man dich überall findet^^, aber das nur am Rande.
Ich hab mir gerade mal deinen Roman angeschaut und will ihn, wenn ich mir schon die Mühe mache ihn zu lesen, nicht unkommentiert lassen.

Zum Vorwort:
Ich finde die kleine Legende sehr üblich für einen Fantasieroman. Also nichts was ihn irgendwie aus der breiten Masse abheben würde. Eine böse Macht, vor der man sich hüten muss, noch dazu verkörpert durch die allgemeine Dunkelheit die immer für alles schlechte in der Welt verantwortlich gemacht wird. Also nichts wirklich neues, was jetzt wirklich meine Neugierde geweckt hätte, was im übrigen auch für den Klappentext zutrifft.

In Antwort auf:
Er hingegen hatte im Laufe seiner vielen Lebensjahre einen bedeutenen Rang erreicht, einen Rang, mit dem die meisten anderen sich zufrieden gegeben hätten.



Ein Phänomän das sich durch deinen ganzen Text zu ziehen scheint ist das, was ich dir oben aufgezeigt habe.
Du erzählst nur und beschreibst nichts. Was ist es denn für ein Rang den er inne hat? Was für Vorteile ergeben sich aus ihm. Wenn möglich wüsste ich als Leser auch gern, wie der Rang heißt. Einfach nur der Vollständigkeit halber. Damit würdest du mir den Charakter näher bringen, tust du aber nicht…

In Antwort auf:
Nach Jahren der Unrast und des Grübelns hatte er sich nun also entschieden, den Schritt zu wagen. Sein Ziel war, zwei Übel gleichzeitig aus der Welt zu schaffen. Er wollte sein Weiterkommen ermöglichen und obendrein den Elben seines Volkes etwas von dem wiedergeben, was sie vor langer Zeit verloren hatten.



Selbes Problem. Was für einen Schritt, was für ein Übel und was hat das Volk der Elben denn verloren? Das alles schmeißt du nur so hin. Sicher erzeugt es Spannung, nicht gleich alles zu Beginn zu verraten. Das ist schon klar, aber am Anfang einer Geschichte braucht man als Leser zumindest ein paar Grundlegende Informationen um das Handeln des Charakters zu verstehen. Aber hier hab ich nur Fragezeichen über dem Kopf.

In Antwort auf:
Aber noch stand er am Anfang seines Vorhabens. Und der Weg, den er heute gehen musste, machte ihm Angst. Das Wagnis, das er eingehen musste, war groß und in gewisser Weise unberechenbar.



Das erzeugt keine Spannung, sollte es an dieser Stelle aber. Erstens, welcher Anfang von welchem Vorhaben? Wieder dein Problem alles nur hin zu werfen ohne genauer darauf einzugehen. Zweitens kann ich mich als Leser nicht fürchten, wenn ich nicht weiß wovor dein Charakter Angst hat. Deiner Geschichte fehlen die Gedanken des Hauptdarstellers. Würdest du mir seine Angst, seine Unsicherheit vielleicht sogar vor einer Bedrohung die er nicht kennt, schildern, könnte ich mich auch mit ihm fürchten.

In Antwort auf:
Es war finster. Das störte ihn gewöhnlich nicht, denn er hatte Nachtaugen


Das hier konnte ich nicht ganz nachvollziehen. Erst beschreibst du ja das er im Dunkeln sehen kann, später sieht er aber in der Hölle gar nichts. Warum? Liegt ein Zauber auf der Höhle? Nichts dergleichen erwähnst du. Also verstehe ich auch nicht, warum er im Dunkeln nichts sieht, obwohl seine Augen doch so gut sind.

Zum Rest dieses Teils kann ich zwar sagen, dass du sehr flüssig schreibst und ich keine Probleme hatte mich schnell durch deinen text zu lesen, ich aber nicht in die Geschichte eintauchen konnte. Ich bekam einfach keinen Draht zu dem Elben, der sich da in die Dunkelheit wagt. Seine Gedanken und seine Gefühlswelt blieb mir verschlossen, was sehr schade ist, denn genau das macht einen Roman lesenswert und manchmal sogar besser als einen Film, weil man einfach mitfühlen kann.

Der zweite Teil, der mit Syll beim Wacheschieben war dann auf einmal viel besser. Nicht nur flüssig zu lesen und schön beschrieben, auch hast du mir bei ihr einen Einblick in ihre Gedankenwelt gewehrt. Ich durfte mit ihr ihre Heimat bestaunen und konnte fühlen wie schwer ihre Augen waren und wie ihre Beine vom Stehen schmerzten.
Das beweißt doch das du es kannst, warum beschreibst du dann den Anfang, gerade da wo es drauf ankommt um Leser zu fesseln, so mangelhaft?

In Antwort auf:
Seine nackten Füße trugen ihn über den kalten Steinboden zum vergitterten Fenster. Er blickte hinaus, aber selbst sein scharfer Elbenblick konnte das unnatürliche Dunkel nicht durchdringen.
"Bei den ewigen Mächten", murmelte er. "Was geht hier vor?"


Nur eine Kleinigkeit, aber ich kanns mir nicht verkneifen das anzubringen.^^
Wenn es so dunkel ist, dass er nicht einmal mit seinem scharfen „Elbenblick“ etwas erkennen kann, wie hat er dann das Fenster gefunden?

Ansonsten war der Teil sehr bildhaft beschrieben. Du malst mit Worten beinah ein Gemälde. Das finde ich sehr gelungen gerade bei einem Fantasieroman.

In Antwort auf:
Horaken war von den Dunklen gehoöt worden,


getötet…

Ansonsten hat mir in dem Teil wo Syll zum Verhör geführt wurde ihre Gedanken gefehlt, dass sie versagt hat. Eigentlich schon, als sie einen Blick ins Zimmer geworfen hat, was sie bewachen sollte. Man muss sich doch da irgendwie schuldig fühlen und besonders dem Moment wo man mal kurz die Augen geschlossen hat, besondere Bedeutung zukommen lassen. Sie lebt in einer Zauberwelt und weiß das Zauber nicht viel Zeit braucht und eben auch in einem unachtsamen Moment schlimme Folgen haben kann. Wo also sind ihre vorwurfsvollen Gedanken? Auch das würde mir mehr erlauben mich mit ihr vor Strafe zu fürchten.
Dafür gefällt mir aber sehr die Art wie du schreibst. Also deine Wortwahl. Du hast einen erstaunlichen Wortschatz, besonders auch an alten Begriffen, die man oft in solchen Fantasieromane findet. Das muss ich hier wirklich mal anerkennen. Ich hätte nach dem holprigen Anfang nicht mit einer solchen Steigerung gerechnet.


In Antwort auf:
Die Bewahrerin lächelte ihr berihigend zu


beruhigend

In Antwort auf:
Mit einer schnellen Bewegung griff die Bewahrerin nach Sylls Kopf


Wie kann sie das tun, wenn Syll einen Schritt zurück gegangen ist?

In Antwort auf:
scloss die Augen und verharrte so.


schloss

An dem restlichen Teil hab ich nicht wirklich etwas auszusetzen gehabt. Nur hab ich nicht ganz verstanden, warum die die ihre Erinnerung gelesen hat sagt es wäre niemand an ihr vorbei gekommen. Immerhin ist doch jemand an ihr vorbei und das wird sie ja wohl gesehen haben, so wie du es dem Leser auch gezeigt hast. Vielleicht sollte die Wortwahl anders lauten. Vielleicht so, dass syll nichts sehen konnte, weil ihr jemand die Erinnerung daran gestohlen hatte oder so in der Richtung.

Auch am letzten Teil ist mir nichts aufgefallen. Schön beschrieben und oh Wunder auch mit Gedanken ausgeschmückt. Ich hoffe du schmückst auch den Rest der Geschichte mit Gedanken.
Was ich noch als positiv anmerken muss, ist das du es trotz der vielen Orts und Personenwechsel schaffst, deine Charakter einem nah zu bringen ohne einen zu verwirren auch die Handlung bleibt von der Zeit her nachvollziehbar. Das allein ist bei so vielen Charakter und Orten eine Kunst für sich und die scheinst du erstaunlich gut zu beherrschen.

Mfg. Enrico

 
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RE: Die Suche, Klappentext & Die Suche, Roman[Fantasy]

#13 von Rutaara , 03.12.2009 15:06

^^ alles zu seiner Zeit und da ich jetzt nen neuen Leser hier habe, werd ich die nächsten Teile demnächst wieder online Stellen... Deine Fragen werden sich dann mit der Zeit selber beantworten...

Obwohl, einige kann ich jetzt schon beantworten... 1. Sein Rang ist sehr hoch, da er aber am Anfang noch unnerkannt bleiben soll, kann und darf ich nichts verraten^^ 2. Erklärt sich im Laufe der Geschichte... 3. Ein Zauber liegt nicht auf der Höhle, aber diejenigen, mit denen er sich da triftt, verhindern seine Magie...4. Im Zimmer selbst ist sein Blick scharf, nur nach draussen hin sieht er nichts, trotz seines Elbenblicks, verursacht durch den Dunklen, der ihn dann ermordet...5. Syll macht sich schon Vorwürfe, doch hätte ich das geschrieben, wär daraus ein halber Roman entstanden... Zum letzten kann ich nur so viel sagen: Die Bewahrein hat mit Absicht gelogen...

So, mehr kann ich net dazu sagen...

Freut mich, dass du hierhergefunden hast, obwohl du den Roman ja auch im Gedankensplitter hättest lesen können, denn da steht schon viel mehr...

lg, ich


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RE: Die Suche, Klappentext & Die Suche, Roman[Fantasy]

#14 von Rutaara , 04.12.2009 22:21

So, wieter gehts^^

"Es tut mir leid", sagte die Elbin und griff nach Rutaaras Hand. "Wir haben uns so lange nicht gesehen..."
"Schon gut", erwiderte Rutaara und zog ihre Hand weg. Um der Geste die Schroffheit zu nehmen, griff sie nach einem Stück Brot. Iriides war das einzigste Familienmitglied, dass sich nicht von ihr losgesagt hatte und sie immer, wenn sie kam, schwesterlich und warm begrüßte. Sie nahm ihr den kurzen Moment des Erschreckens nicht übel.
"Ich bin froh, dass du meine Schwester bist", sagte Rutaara etwas unbeholfen. "Wie geht es deinem Kind?"
Iriides´ Gesicht hellte sich auf. "Er wächst und gedeiht", erzählte sie lebhaft. "Ich würde ihn dir so gerne zeigen..."
"Willst du, dass der Junge Albträume bekommt?", fragte ihre Schwester mit trockenem Humor. "Es mag ja sein, dass du ihm nichts über... die Schweigsamen erzählst, aber er wird die Gruselgeschichten dennoch alle kennen."
Iriides´ Lächeln erlosch. Sie berührte kurz Rutaaras Hand und wechselte dann das Thema. "Bist du weitergekommen bei deiner Suche?"
Rutaara zuckte die Achseln. Sie brach ein Stück von ihrem Brot ab und schob es in den Mund. In dem Schatten der ihr Gesicht war, blitzten helle Zähne auf.
"Sie sind überall und nirgends", antwortete sie schließlich. "Es ist fast, als wollen sie sich nicht finden lassen. Ich höre von ihnen, ich komme an den Ort, wo sie sein sollen, doch sie sind fort." Sie seufzte leise und lächelte dann, was ihre hellen Augen unvermutet aufstrahlen ließ. Iriides lächelte zurück, aber eine kleine Sorgenfalte stand dabei auf ihrer Strirn.
"Warum gibst du es nicht einfach auf?", fragte sie. "Was versprichst du dir davon? Die Schweigsamen sind ruhelose Wanderer, und nichts von dem, was sie tun, trägt Heil in sich. Was willst du von ihnen, wenn du sie findest?"
Rutaara lehnte sich gegen die warme, raue Holzwand des hauses und streckte die Beine aus. Sie betrachtete ihre abgetragenen, zerschrammten Stiefel. Ihr abwesender Blick wanderte über das ausgeblichene Schwarz ihrer Hose und blieb an einem kleinen, ausgefransten Riss im Saum ihrer wattierten Weste hängen. Gedankenlos zog sie an einem losen Fädchen und beobachte, wie der Riss sich erweiterte.
"Hier ist kein Platz für mich", sagte sie schließlich. Sie sagte es ohne Anklage, aber ihre Schwester zuckte dennoch zusammen. Rutaara legete ihre Hände um die Kante der Bank und beugte sich leicht vor. "Wenn es denn keine Heimat für mich gibt, dann muss ich doch nach denen suchen, die genauso heimatlos sind wie ich. Sie sind meine Art und meine Familie, mehr als Lootana und Glautas und selbst du. Verzeih mir", fügte sie sanft hinzu, als sie Iriides´ Betroffenheit sah. "Ich habe dich sehr gern, und du hast mir immer das Gefühl gegeben, willkommen zu sein. Das ist jedenfalls mehr, als ich von jenen behaupten kann, die mir beständig aus dem Weg gehen." Sie seufzte leise und wechselte das Thema.
"Was gibts Neues am Hof ?", fragte sie und spürte, wie die Anspannung aus Iriides´ Schultern wich. Iriides nahm eine Traube aus der Schale mit Früchten. "Das ist das Neueste, was ich dir aus dem Sommerpalast anbiten kann", sagte sie. "Ich selbst komme nicht mehr oft dorthin, setdem wir hierher gezogen sind." Sie plückte eine der Beeren ab und schob sie zwischen die Lippen. Rutaara griff ebenfalls zu, und eine Weile genossen sie gemeinsam die zartsäuerliche Süße, die die Schale der Beeren beim Zerplatzen freigab.
"Ich weiß ja nicht, an welchen Neuigkeiten du interessiert bist", begann Iriides mit einem zögerden Fragen in der Stimme. "Den üblichen Klatsch willst du wohl kaum hören?" Iriides wartete eine Weile, aber als ihre Schwester schwieg, begann sie: "Der Hohe Rat hat zwei neue Mitglieder erwählt, weil Paivis das Begehren geäußert hat, sich künftig nur noch seinen Studien widmen zu wollen. Seinen Sitz hat nun Neferitan eingenommen. Ich glaube, dass unser Vater bei dieser Ernennung seine Finger im Spiel hat. Neferitan ist einer seiner engsten Freunde. Was den anderen Sitz betrifft: Lootana weilt ja schon recht lange nicht mehr im Hain, sie hat aber ihren Sitz im Rat behalten und nur um Urlaub ersucht. Jetzt kam eine Botschaft von ihr, dass sie vorläufig nicht zurückkehren wird und deshalb ganz aus dem Rat auszutreten wünscht. Die Berufung ihrer Nachfolgerin hat für Aufsehen gesorgt, der Rat hat sich nämlich für Nekari, Neferitans Cousine, entschieden."
Rutaara lehnte sich mit einem langen Atemzug zurück und faltete die Hände um ein hochgezogenes Knie. "Also hat Glautas nun zwei Stimmen im Rat."
Iriides verzog das Gesicht. "Zwei Stimmen mehr!", stieß sie ungewöhnlich scharf hervor. "Er hat in den letzten Jahren dafür gesorgt, dass sein Einfluss auf die Geschäfte des Goldenen Hofes stetig größer wird. Ich frage mich, was ihn antreibt. Die Ewigen Mächte stehen mir bei - er ist der Oberste Ventaij der Bewahrer, es gibt kaum eine einflussreichere Position am Hofe!"
Über Rutaaras gleichmütige Miene zuckte ein winziges Lächeln. Die ehrliche Empörung in Iriides´Stimme amüsierte sie. "Das ist doch ein altes Thema", erwiderte sie. "Unser Vater ist ehrgeizig und er langweilt sich schnell. Und weil er als Bewahrer nicht in den Rat berufen werden kann, sorgt er eben dafür, dass der Rat nach seiner Pfeife tanzt."
"Und die Garde gleich mit", sagte Iriides düster. "Den alten Kommandeur haben vor Kurzem die Dunklen geholt...", sie unterbrach sich und schlug die Hand vor den Mund. "Vergib mir", sagte sie hastig."Ruta, das war taktlos von mir!"
Rutaara lachte und ihr dunkles Gesicht zeigte nichts als ehrliche Erheiterung, als sie jetzt Iriides zutrank. "Entschuldige dich nicht wegen nichts, kleine Schwester", sagte sie, als sie den geleerten Becher auf den Boden stellte. Ein kleiner Tropfen Wein hing an ihrem Mundwinkel, und sie leckte ihn mit einer blassrosa Zungenspitze ab, die aussah, als gehörte sie zu einem schwarzen Kätzchen.
Iriides hob die Schultern und breitete mit einer verlegenen Geste die Hände aus. "Es sind die alten Redensarten", gab sie freimütig zu. "Ich ärgere mich über mich selbst, wenn ich so etwas sage, aber ab und zu passiert es eben doch."
Rutaara tat das mit einer Handbewegung ab. "Ich bin nicht empfindlich", erwiderte sie. "Es kommt immer darauf an, wer so etwas sagt und welche Absicht dahinter steckt." Sie lachte wieder. "Ein Freund, den ich vor Jahren im Vergessenen Land kennengelernt habe, nennt mich gerne >Kinderschreck<. Ich habe ihn leben lassen." Sie grinste. "Aber dafür muss er sich damit abfinden, dass ich >Stolperstein< zu ihm sage."
Iriides brauchte ein paar Atemzüge, um zu verstehen. "Ein Zwerg", sagte sie mit leisem Abscheu in der Stimme und zog den Umhang enger um die Schultern, als müsse sie sich gegen ein lästiges Insekt schützen.
Rutaara hob die weißen Brauen. "Ein Zwerg", bestätigte sie. "Netter Kerl. Hat ausgezeichnete Manieren, was man nicht von allen Vertretern seiner Art -und leider auch nicht von allen Elben- behaupten kann."
Die Lichte Elbin erwiderte nichts. Ihre dunkle Schwester stand auf und trat aus der schützenden Höhle der belaubten Pergola. Sie blickte zum Himmel. "Ich muss langsam fort. Bis zur Morgendämmerung will ich einen guten Abstand zwischen mir und den Hain gebracht haben."
Rutaara drehte sich zu ihrer Schwester um. "Würdest du mir einen Gefallen tun?"
"Aber das weißt du doch. Wie kann ich dir helfen?"
"Hast du in nächster Zeit einen Besuch bei Hofe geplant?"
"Eigentlich nicht", erwiderte Iriides zögernd. "Ich wollte erst zum Sommerpalast zurück, wenn auch hier im Hain wieder hoher Sommer ist."
"Würdest du jetzt schon gehen? Und meine Augen und meine Ohren sein?"
"Was soll ich tun?"
Rutaara betrachtete ihre Schwester mit leisem Erstaunen. Sie wusste, dass Iriides nicht nur deshalb an den provinziellen Rand des Wandernden Hains gezogen war, weil es ihr unangenehm war, immer wieder vor ihren alten Freunden und Bekannten ihre Verbindung mit einem einfachen Hain-Elben rechtfertigen zu müssen. Sie fand einfach kein Vergnügen an der uralten Etikette, die das Leben im Sommerpalast regelte. Die Goldenen liebten den kunstvollen Tanz, das Spiel mit den alten Regeln, die Sprache, Kleidung, Verhalten und Gesten bis ins kleinste Detail und in die zarteste Nuance hinein festlegten. Ein Lebensfaden, der tausend und mehr Umläufe lang nicht riss, wenn er nicht durch einen Unfall zerschnitten wurde, ließ seinem Besitzer alle Zeit der Welt für zeitraubende Zeremonien, selbst wenn es um so simple und alltägliche Verrichtungen ging wie das Schälen eines Apfels.
Iriides aber war so - Rutaara lächelte unwillkürlich, als sie einen Vergleich wählte, der ihrer Schwester gar nicht gefallen hätte - ungeduldig wie ein Mensch. Sie hatte die erste Gelegenheit genutzt, sich den allzu komplizierten Schritten des Hofes zu entziehen und ihren eigenen schlichten Reigen mit Olokan und Indrekin zu eröffnen.
"Was kann ich also für dich tun, Ruta?", riss die Stimme ihrer Schwester sie aus ihren abschweifenden Gedanken. Rutaara schüttelte unwillig den Kopf. Sie war müde und das verleitete sie zum Trödeln. "Du warst bis zu deiner Heirat die Mitarbeiterin unseres Vaters", sagte sie. "Hast du noch immer Zugang zu den Ventaji-Archiven?"
Iriides zögerte. Die Ventaij-Archive waren der Öffentlichkeit nicht zugänglich; nur die Bewahrer, die einen gewissen Rang erreicht hatten, durften dort ohne Erlaubnis ein- und ausgehen. Iriides hatte als engste Vertraute und Mitarbeiterin ihres Vaters zu diesen Kreisen gehört - aber sie war nicht mehr als Bewahrerin tätig und hatte die Archive seit ihrer Heirat nicht mehr betreten.
"Ich weiß es nicht", sagte sie. "Wahrscheinlich würde einer der Archivare bei Vater nachfragen, ob meine Berechtigung noch besteht... Ich müsste mir vorher seine Einwilligung holen."
"Kannst du das tun?"
"Mit welcher Begründung?" Iriides runzelte die Stirn. "Seit wann sind denn für dich die Archive von Belang?"
Rutaara zog sich einen Hocker heran und setzte sich dicht vor Iriides. "Ich weiß von Aufzeichnungen, die meine Suche betrefen", flüsterte sie. "Irgendwo in den Archiven werden Dokumente aus der Zeit der Verlorenen Könige aufbewahrt, die sich mit den Wanderern beschäftigen. Wahrscheinlich stammen sie aus der Feder von Andromee Mondauge - und ich glaube, dass unsere Mutter diese Aufzeichnungen kannte. Ich muss wissen, was sie enthalten!"
Iriides schnalzte mit der Zunge. "Alles aus dieser Zeit, was auch nur entfernt mit den Dunklen zu tun hat, liegt unter Verschluss. Da komme ich nicht heran - nicht ohne Weiteres." Sie klopfte sich nachdenklich mit ihrem Zeigefinger gegen das zierliche Kinn und Rutaara sah befriedigt das Funkeln in ihren Augen. Die Neugier ihrer Schwester war geweckt. Sie kannte Iriides gut genug um zu wissen, dass sie jetzt nicht mehr locker lassen würde - darin glichen sich beide Schwestern nur zu sehr.
Rutaara stand auf und sah Iriides prüfend ins Gesicht. "Noch einen Gefallen kannst du mir tun, wenn du einmal dort bist", sagte sie. "Halte die Ohren auf, hör zu, was geklatscht wird. Wenn dir was auffällt, das anders ist als sonst, etwas Ungewöhnliches, Neues...", sie unterbrach sich und wischte ungeduldig mit der Hand durch die Luft. "Ich bin nicht sicher. Rede mit Glautas, er weiß schließlich über alles Bescheid, was dort vor sich geht. Lass ihn erzählen, welche Politik der Hof zurzeit betreibt. Was die Veränderungen im Rat für die Zukunft bedeuten."
Iriides schhüttelte den Kopf. "Wieso willst du das alles wissen?"
Rutaara schloss für einen Moment die Augen. Sie stand unter dem Sternenhimmel und sog die süß nach Blüten und reifendem Obst duftende Luft in die Nase. "Ich bin einfach nur neugierig", sagte sie und öffnete ihre Augen, die im weichen Mondlicht wie helle Smaragde aus der dunklen Fläche ihres Gesichtes leuchteten.
"Gut", sagte Iriides. "Ich werde sehen, was ich für dich herausfinde. Und du erzählst mir beizeiten, was du mit diesem Wissen vorhast!"
Statt einer Erwiderung riss ein plötzliches Gähnen Rutaaras Mund auf. Iriides nahm ihren Arm. "Komm, Ruta. Dieses eine Mal: Bleib bei mir, schlafe in einem weichen Bett und morgen stelle ich dich endlich meinem Mann vor. Das liegt mir schon lange am Herzen!"
Rutaara schüttelte den Kopf und zog die Kapuze über ihr helles Haar und tief ins Gesicht. "Nein, meine Schwester. Ich danke dir für das Angebot, aber ich möchte lieber gehen. Außerdem wartet mein Pferd auf mich." Sie lächelte. Iriides sah das Blitzen ihrer Zähne. "Ich werde zur Zeit der Tänzerin wiederkommen. Glaubst du, dass du bis dahin wieder hier bist?"
Iriides sah zur Mondsichel auf. "Wahrscheinlich. Ich nehme Indrekin mit. Der Junge wird im Sommerpalast zwar immer schrecklich verzogen, aber Glautas wird sich freuen." Sie umarmte ihre Schwester und spürte den festen Druck der starken Arme um ihren Leib. Rutaara roch würzig und frisch nach Holz und Wind, der über weites Land weht. Ein unerwartetes, fremdes Gefühl von Fernweh überfiel Iriides mit klarer Schärfe und war gleich wieder fort.
"Bis zum Mond der Tänzerin", sagte Rutaara fast feierlich. Sie wandte sich um und verschmolz augenblicklich mit den schattigen Umrissen der Bäume und Büsche. Iriides lauschte, aber selbst ihre scharfen Ohren verrieten ihr nicht, welchen Weg ihre Schwester genommen hatte.
Mit einem leisen Seufzer nahm sie Becher und Krug auf und wandte sich zum Haus. Das Geschirr klapperte leise, als sie zusammenzuckte, weil eine kleine, weiße Gestalt plötzlich hinter ihr aufgetaucht war und an ihrem Rock zupfte.
"Mama, ich hab Durst", sagte Indrekin und blinzelte zu ihr hoch. Sie stellte die Becher ab und hob ihn hoch. Seine bloßen Füße traten protestierend gegen ihren Bauch. "Lass mich runter", forderte er. Sie lachte, kitzelte ihn, bis er gluckste und aufhörte, sich zu sträuben und trug ihn ins Haus.
"Warum schläfst du nicht?"
"Da war ein dunkler Mann in meinem Zimmer", murmelte er schläfrig. Iriides drückte ihn fest. "Möchtest du bei mir und Papa schlafen?"
Er nickte und schob den Daumen in den Mund. "Bei dir und Papa", nuschelte er, schon halb wieder im Schlaf. Seine Lider senkten sich und der helle Kopf sank an ihre Brust. Sie bettete ihn leise in das breite, niedrige Bett, neben ihren fest schlafenden Mann, bevor sie selbst aus ihren Kleidern und unter die weiche Decke schlüpfte. Zärtlich strich sie über sein Haar. "Schlaf ruhig, mein Stern", flüsterte sie in das spitze, rosige Ohr ihres Sohnes. "Es gibt keine dunklen Männer. Also träume süß."


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Die Nacht der Drachen, Klappentext&Kapitel1

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